30.09.2023 - 29.10.2023
ParkLicht - Lichtkunst an der Koppelschleuse

„ParkLicht“ zeigt einen Parcours aus sechs Lichtkunst-Installationen. Die Arbeiten von Künstler*innen aus ganz Deutschland reagieren auf ihre Umgebung, treten in Dialog mit dem Park und mit den Zufällen von Wetter, Atmosphäre, Tages- und Jahreszeit. Die Künstler*innen akzentuieren unentdeckte Orte, modifizieren bekannte Plätze, schaffen neue Räume. Das Gelände wird auf neue Art künstlerisch erschlossen; es tun sich neue, unerwartete ästhetische, gedankliche und räumliche Verbindungen auf. Märchen und Meditation, Metapher und Menetekel.

Vom 29. September bis zum 29. Oktober erstrahlt das Parkgelände an der Koppelschleuse in neuem Licht.

Kuratiert wird der Lichtkunst-Parcours durch Dirk Raulf (Köln).

Gefördert mit Mitteln des Landes Niedersachsen durch die Emsländische Landschaft und durch die Stiftung Niedersachsen.

Sasha Gold (Hamburg)

„One more star or a crown for everyone“

 

Sasha Gold deutet schon mit ihrem Künstlernamen an, dass es bei ihr nicht um klassische Lichtkunst geht. Die Grenzen zwischen Skulptur, Design, Upcycling und Partydekoration sind fließend, und genau dieses Spiel von Kunst und Pop, high and low, Oberfläche und Tiefenschärfe, E und U macht den Reiz von Sasha Golds Objekten aus. Die Arbeit mit Spiegelscherben schafft aus etwas Gesprungenem, Gebrochenem, Zerstörtem ein neues Objekt, einen neuen Zusammenhang. Der Spiegel ist eine abgründige Metapher: Ganz Vergänglichkeit und Vergesslichkeit, bezeichnet er mit dem Augenblick immer auch den Verlust desselben. Er nimmt nichts an, er gibt alles wieder. Er selbst ist reine Leere. Jedes Bild im Spiegel ist absoluter Anfang und absolutes Ende. Der Spiegel ist schiere Äußerlichkeit – und indem er alles ohne Wertung abbildet, wirft er den Betrachter auf seine eigenen Reflexionen zurück.

 

www.sashagold.art

RaumZeitPiraten (Duisburg/Düsseldorf/Wuppertal)

„Physarum“

 

An der Wand der Villa, die den Meppener Kunstkreis beherbergt, wächst ein Pilz aus Licht. Beeinflusst von der konkreten Wind- und Wetterlage an diesem Ort (und gesteuert über eine Wetterstation, die am Gebäude angebracht wird), wächst der Pilz schneller oder langsamer, bildet unvorhersehbare Formen und schlägt verschiedene Richtungen ein. Eine durch ein Computerprogramm generierte, sich verändernde Projektion; ein künstliches, digitales Lebewesen, das daran erinnert, dass neben den Tieren und Pflanzen ein weiteres Reich geheimnisvoller Lebewesen existiert: das der Pilze oder Fungi. Das größte Lebewesen des Planeten ist das Myzel eines Hallimaschs in Nordamerika, dessen Alter auf 2000 Jahre und dessen Ausdehnung auf 1000 Hektar geschätzt werden. Das Myzel, Rhizom, Geflecht oder Netzwerk ist eine der dominierenden Metaphern unserer Zeit. Seit Deleuze/Guattari (Rhizom, 1977), spätestens aber mit dem Aufkommen des Internets bedeuten diese Begriffe völlig neue Diskurse, Organisationsformen und Bildmodelle, die sich beispielsweise auf Arbeitswelt, Kommunikationsformen und Strukturen beziehen und ältere, meist durch Baum/Wurzel geprägte Metaphern in Frage stellen und ersetzen.

 

www.raumzeitpiraten.com

 

Rosmarie Weinlich (Erfurt)

„Anima“

 

Am einzeln stehenden Birnbaum unweit des Cafés Koppelschleuse hängen ungewöhnliche Früchte. Im Inneren von Glühbirnen zeigt Rosmarie Weinlich beleuchtete Miniaturwelten, die ganz real werden und vergehen, denen man bei ihrer Entwicklung quasi zuschauen kann. Hängende Gärten oder Miniatur-Landschaften, die bei der ersten Begegnung romantisch-rührend wirken, bei näherem Hinschauen aber Abgründe offenbaren. Handelt es sich doch um vom Menschen gestaltete und der Vergänglichkeit preisgegebene Idyllen im Miniaturformat. Wem die Idylle in ihrer immer schon als Verklärung eines naturnahen Lebens verdächtig war, wird sich hier bestätigt finden. Beschaulich, friedlich, putzig… lauter kleine Sehnsuchtsorte und Heimaten. Doch auch diese winzigen loci amoeni sind flüchtig, und alle Schönheit ist eitel. Im Grunde offenbart Rosmarie Weinlichs romantische Miniaturidylle sich schließlich als Verwandte der Vanitas-Stillleben: Nichts währt ewig.

 

www.rosmarieweinlich.de

Christiane Kling (Soest)

Mobile LEDs

 

Christiane Kling beschäftigt sich mit Licht- bzw. Leuchtobjekten, die als künstlerische Installationen wirken, aber die Verwandtschaft zur Leuchte herstellen: man möchte diese schönen Objekte um sich haben. Ihre Leuchtwesen sind fragil, leicht, beweglich, zauberhaft, tänzerisch; sie verführen dazu, in ihrer Nähe verweilen zu wollen in der Hoffnung, dass etwas von dieser ätherischen Schönheit überspringen möge ins oft allzu pragmatisch-praktische Alltagsleben. Klings Mobile hat einen ungewöhnlichen, ja geradezu magischen Standort gefunden über dem Ems-Haase-Kanal, an dem entlang man sich zu Fuß auf den Weg macht zu dem Windspiel, das schon von weitem grüßt und winkt, aber erst in unmittelbarer Nähe seinen märchenhaften Charakter voll entfaltet.

 

klingdesign.de

Jan Philip Scheibe (Hamburg)

„Bornylacetat“

 

Im Zentrum des Parks an der Koppelschleuse steht eine kleine Fichtengruppe, die es „hinter sich hat“. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Fichten werden weichen müssen, Klimakatastrophe und Borkenkäfer, nein: uns sei Dank. Was sind die paar Meppener Fichten angesichts unübersehbarer Gebiete etwa in Harz, Westerwald oder Sauerland, die aussehen wie nach einem radikalen Kahlschlag. Jan Philip Scheibes Installation „Bornylacetat“ nennt der Künstler selbst denn auch ein „Denkmal für den sterbenden Fichtenwald“. Dabei kommt die Arbeit zuerst harmlos daher wie aus einem Rummelplatz-Fahrgeschäft entnommen. Die bunte Oberfläche und das auffällige Flackern sind aber Teil eines bitter-sarkastischen Menetekels, das den Umgang des Menschen mit der Natur spiegelt. „Bornylacetat“ zeigt die chemische Formel, die dem Fichtenöl-Duft zugrundeliegt. Wenn die Fichten uns nicht mehr zuduften, werden wir uns mit dem Flackern der Formel begnügen müssen.

Am Eröffnungsabend werden die Besucher*innen Jan Philip Scheibe auch während seiner Performance „Shouldered Streetlight“ begegnen.

 

www.jan-philip-scheibe.de

 

Chris Nägele (Stuttgart)

rondo verde

 

Chris Nägele zeigt eine der einfachsten geometrischen Formen: den Ring, in diesem Fall eine Reihe von Licht- bzw. Neonringen. Wie in ihrer Installation „Lichtnetz“ (2022), durch die wir auf Chris Nägele aufmerksam wurden, gibt es bei „rondo verde“ eine Installation mehrerer Objekte, die sich aufeinander und auf ihre Umgebung beziehen. Die Ringform, symbolisiert Vollkommenheit, Ewigkeit, Überzeitlichkeit und ist nicht umsonst einerseits seit jeher eine Insignie der Macht, andererseits der Treue, der Zugehörigkeit, sei es zum Lebensmenschen, sei es zu einer Gruppe. Der Ring gilt auch als Träger magischer Energie, man denke nur an Tolkiens „Herr der Ringe“. In Chris Nägeles Neon-Installation werden diese Bedeutungen und Assoziationen aufgerufen, aber die Nüchternheit des Materials und der Dialog mit der Parklandschaft sorgen für ein Spiel aus Nähe und Distanz, das alle pathetischen Zuschreibungen der Ringform mit trockenem Humor als ebensolche enthüllt: Der Ring ist vor allem eine Form, die sich selbst genügt.

 

chrisnaegele.de

 

29.09.2023
Eröffnung des Projektes ParkLicht und Performance "Shouldered Streetlight" von Jan Philip Scheibe

Im Rahmen des Ausstellungsprojekts „ParkLicht. Lichtkunst an der Koppelschleuse“, das von Dirk Raulf kuratiert wurde, werden vom 29. September bis zum 29. Oktober sechs Lichtinstallationen von Künstlern aus ganz Deutschland an der Koppelschleuse gezeigt.
Am Eröffnungsabend wird der Künstler Jan-Philip Scheibe seine Performance „Shouldered Streetlight“ präsentieren: Ein Mann im grauen Anzug trägt auf der Schulter eine Straßenlaterne, in der Hand trägt er einen Koffer samt Solarbatterie. Im Moment des Sonnenuntergangs steckt der Mann den Stecker der Straßenlaterne in den Koffer. Die Laterne leuchtet. Er geht los. Wenn die Last zu schwer wird bleibt der Mann stehen, richtet die Straßenlaterne auf und verweilt ein wenig. Er steht im Dickicht, beleuchtet die Schleusenanlage, verweilt am Fluss. Die Besucher*innen nehmen das Gelände durch den wandelnden Lichtkegel im wahrsten Wortsinn im neuen Licht wahr. Während der Wanderungen darf der Mann mit der Laterne fotografiert werden. In den sozialen Medien geteilte Fotos können mit dem # shoulderedstreetlight versehen werden. Die Wanderung über das Gelände der Koppelschleuse wird so zum Teil des seit 2009 durchgeführten Gesamtprojekts.